Ikebana – Wo ein Kadoka mit Shin, Soë und Hikaë arbeitet

Ikebana

Irgendwie sehen wir gerade, wie bei Ihnen die Fragezeichen immer größer werden. Verständlich, denn wenn Sie sich noch nicht mit dem Thema befasst haben, dann werden Sie wohl auch unsere Überschrift nicht verstehen. Das Wort Ikebana haben Sie womöglich schon mal gehört, doch alles andere …? Und was war Ikebana doch noch gleich? Irgendetwas Japanisches, aber nix zum Essen, oder? Nun, dann bringen wir mal Licht ins Dunkel.

Ikebana
© Satoshi Kina – Fotolia.com (#139010983 – Ikebana flower arrangement on the wood.) Ikebana zeigt sich in unterschiedlichen Gestaltungsformen.

Ikebana – Blumenarrangements als Kunstrichtung

Ikebana ist tatsächlich japanisch und bedeutet wörtlich übersetzt „lebende Blumen“. Und zwar ist es die Kunst des Arrangierens von lebenden Blumen. Diese Kunst kann eine meditative Form haben, dann nennt man das Kado und diejenigen, die es lehren bzw. lernen nennt man Kadoka.

Geht man in der Geschichte zurück, findet man bereits im 6. Jahrhundert Hinweise auf Ikebana. Schon damals wurden Gottheiten Blumenopfer dargebracht, zusammen mit Weihrauch und Kerzen. Die Blumen symbolisierten dabei die Bewunderung der Gottheit durch die Menschen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Ikebana weiter und es kristallisierten sich unterschiedliche Gestaltungsformen heraus. All diese Formen und Gestaltungsstile haben eines gemeinsam: Das Ziel, Harmonie zwischen der Kreativität des Menschen und den Wachstumskräften der Natur herzustellen. Meist sind mindestens drei Hauptlinien in jedem Ikebana zu erkennen: der Himmel, der Mensch und die Erde, auch Shin, Soë und Hikaë genannt.

Bis heute ist Ikebana für japanische Mädchen Pflichtfach in der Schule. Hierzulande kann sich jeder durch Bücher oder auch in Kursen die Kunst aneignen. Gerade für Anfänger gibt es anschauliche Videos im Netz zu finden oder Anleitungen für einfache Gestecke. Wichtig bei all diesen Arrangements ist es, dass verblühte Teile immer sofort ausgetauscht werden sollten. Auch sollte jeder, der diese Kunst erlernen möchte, nicht alles, was ihm gezeigt wird, einfach nachmachen, sondern sich dem Fluss hingeben und inspirieren lassen. Natürlich immer unter Berücksichtigung der Hauptlinien. Man muss dafür in gewisser Weise empfänglich sein. Wer das nicht ist, kann Ikebana aber trotzdem ausüben. Für diese Personen ist die Blumenkunst dann einfach nur schön und hat keine weiteren Bedeutungen mehr. Für alle anderen haben wir hier noch eine kleine Auswahl der möglichen Gestaltungsformen.

Die unterschiedlichen Stile des Ikebana

  • Rikka
    Ist eine der schwersten und kompliziertesten Gestaltungsformen überhaupt. Es wird überwiegend bei Zeremonien angewandt und besteht aus neun Hauptlinien und weiteren Nebenlinien. Dargestellt wird eine idealistische Landschaft, die nur unter Einhaltung bestimmter Regeln gestaltet werden darf. Inhalte dieser Regeln sind unter anderem die richtigen Kombinationen der Materialien und die passenden Einsteckpunkte und Abgangspositionen bzw. -winkel.
  • Chabana
    Sehr einfach ist dagegen das Chabana, das aus lediglich zwei Linien besteht. Es wird für Teezeremonien gestaltet und soll die Natur zum Gast bringen. Die eine Linie zeigt zum Gastgeber, die andere zum Gast, letztere kann farblich an den Kimono des Gastes angepasst werden.
  • Shoka
    Das Shoka ist eine vereinfachte Form des Rikka und besteht aus den drei Hauptlinien plus einigen Hilfslinien. Es gibt das Shoka klassisch oder modern. Das klassische Shoka erlaubt nur Materialien aus Japan, die Blumenhalterung muss mit alter Technik erfolgen.
  • Jiyuka
    Bei diesem Stil ist alles erlaubt. Einziger Punkt, der beachtet werden sollte: Das Arrangement sollte Masse, Linie und Farbe aufweisen.
  • Shoka shimputai und Rikka shimputai
    Abseits der klassischen Stile haben sich in der Neuzeit auch moderne Gestaltungen entwickelt. Shoka shimputai zum Beispiel 1977, wobei diese Form eine moderne Art des Shoka ist und freier in der Gestaltung. Rikka shimputai wurde 1999 eingeführt und soll Harmonie für zeitgenössische Wohnumgebungen schaffen. Es ist sozusagen eine moderne Form des Rikka, dessen strenge Regeln deutlich aufgeweicht wurden.

Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, sich auch mal im Ikebana zu versuchen, dann sei Ihnen noch gesagt, dass Sie dazu einiges an Zubehör benötigen. Allen voran die Vase aus Keramik und die Kenzane, die sogenannten Steckigel. Oftmals werden Sets verkauft, in denen auch noch eine Schere und ein Aufrichter dabei sind. Gerade für Anfänger bieten sich kleine Sets an, die nicht selten mit einem Buch geliefert werden, in dem man die Kunst erlernen kann.